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Jedes Jahr im Frühjahr kam zum Sandrießer in St.Peter ein kleines, graubärtiges Männlein, um dort den ganzen Sommer über zu logieren. Es gab sich als Wurzelgräber aus, zog am frühen Morgen in die Berge und kam abends mit einem vollgepackten Sack wieder nach Hause. Alle konnten das Männlein wegen seines ruhigen, bescheidenen Wesens gut leiden. Im Herbst verließ es mit seinen vollgepackten Säcken das Katschtal, um im Frühjahr wiederzukehren. So ging es eine Reihe von Jahren, bis das Männlein plötzlich ausblieb.
Als der alte Sandrießer, ein bekannter Fuhrmann, einmal mit seinem Fuhrwerkswagen in die Nähe von Venedig kam, ging er auch in die Stadt, um sich diese anzuschauen. Als er durch die engen Gäßchen ging, hörte er plötzlich seinen Namen rufen und als er sich ganz erstaunt umsah, wer ihn denn hier wohl kennen möge, winkte ihm aus einem schönen Palaste ein reich gekleideter Mann zu und bedeutete ihm näher zu treten. Doch wie erstaunte er, als er in dem kleinen Mann seinen langjährigen Sommergast erkannte. Dieser lud ihn ein, seinen Palast zu betreten.
Er führte ihn im ganzen Palast herum und der Sandrießer konnte nur staunen über den Reichtum, den er hier sah und er dachte daran, wie armselig das Männlein bei ihm zu Hause gekleidet gewesen war. Er wurde reich bewirtet und anschließend führte ihn sein Gastgeber in ein Zimmer, wo ein einfacher, runder Spiegel hing. Da erstaunte er aber noch mehr, denn als er in den Spiegel blickte, sah er darin seine heimische Küche und seine Frau, welche gerade beim Herd stand und Krapfen in das heiße Schmalz legte. Die Kinder sprangen munter in der Küche umher.
Jetzt erzählte ihm der Venezianer, daß dies ein Bergspiegel sei, den er im Sommer immer mitgehabt hätte, und der ihm die Schätze der Katschtaler Berge gezeigt habe, welche er in seinen Säcken nach Hause brachte und die ihm zu seinem Reichtum verhalfen. Reich beschenkt kehrte der Sandrießer nach Hause zurück und erzählte der Bäuerin, daß er ihr in Venedig beim Krapfenbacken zugeschaut habe.
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